
Thema der Lehrprobe:
Kondition:
Verbesserung der Aktionsschnelligkeit
SACHANALYSE
Thematik der Schnelligkeit/Aktionsschnelligkeit
1. Definition der Schnelligkeit
Im Sport wird unter Schnelligkeit die schnellstmögliche Reaktion auf einen Reiz und die höchste Geschwindigkeit bei der Ausführung von Bewegungen verstanden.
2. Komponenten der Schnelligkeit
a) Reaktionsschnelligkeit
Die Reaktionsschnelligkeit bezeichnet die Fähigkeit , so schnell wie möglich auf einen Reiz (akustisch, optisch, taktil) mit einer zielgerechten Muskelkontraktion zu antworten. Im Tennissport ist die reine Reaktionsschnelligkeit zwar von besonderer Bedeutung , aber in der Praxis hängt sie immer mit der Aktionsschnelligkeit und eventuell benötigter Schnellkraft (Explosivkraft) zusammen. Darüber hinaus ist der Aktionserfolg sehr stark von einem ausgezeichneten Wahrnehmungs- und Antizipationsvermögen abhängig.
b) Bewegungsschnelligkeit
Die Bewegungsschnelligkeit kann man aufteilen in die elementaren Schnelligkeitsfähigkeiten. Darunter sind die Schnelligkeitsfähigkeiten zu verstehen , die hauptsächlich von den elementaren Zeitprogrammen (azyklischer und zyklischer Art) bestimmt werden und damit in erster Linie von der Qualität neuromuskulärer Steuer- und Regelprozesse abhängig sind, nämlich Frequenzschnelligkeit und Aktionsschnelligkeit.
Frequenzschnelligkeit ist die Fähigkeit, zyklische Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit gegen geringe Widerstände auszuführen. Diese Fähigkeit ist in der Tennispraxis vor allem in der Kombination mit anderen Schnelligkeitsarten von größter Bedeutung und sie ist nicht kompensierbar.
Aktionsschnelligkeit ist die Fähigkeit, azyklische (einmalige) Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit gegen geringe Widerstände auszuführen. Diese Fähigkeit gehört zu den leistungslimitierenden Faktoren im Tennis und sie ist nicht mit irgend einem anderen Faktor zu kompensieren. Die Basis einer ausgezeichneten Aktionsschnelligkeit ist eine hochgradige Koordinationsfähigkeit (Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur und Koordinationschnelligkeit.
c) Komplexe Schnelligkeitsfähigkeiten
Bei diesen Formen handelt es sich um schnelle Bewegungsleistungen, auf die neben den elementaren Schnelligkeitsfähigkeiten auch Kraft - und Ausdauerfähigkeiten sowie bestimmte Bedingungen (z.B. Art der Bewegung , Bewegungstechniken , Größe und Dauer des zu überwindenden Widerstandes , individuelle Voraussetzungen etc.) einen ebenso großen Einfluß haben. Die komplexen Schnelligkeitsfähigkeiten kommen in Bewegungen gegen höhere äußere Widerstände und bei Bewegungen mit ermüdungbedingtem Leistungsabfall zur Anwendung.
Komplexe Schnelligkeitsfähigkeiten werden unterschieden in:
· Kraftschnelligkeit (Schnellkraft) als die Fähigkeit, azyklische Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit gegen höhere Widerstände auszuführen.
Diese Fähigkeit ist im Tennissport zwar allein nicht leistungslimitierend, aber sie ist als eine Voraussetzung zur Einleitung jeglicher weiterer Aktionen im Tennis von entscheidender Bedeutung.
· Kraftschnelligkeitsausdauer als die Fähigkeit, azyklische Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit gegen ermüdungsbedingten Geschwindigkeitsabfall auszuführen.
· Sprintkraft als die Fähigkeit , zyklische Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit gegen höhere Widerstände auszuführen.
· Sprintausdauer als die Widerstandsfähigkeit gegen ermüdungsbedingten Geschwindigkeitsabfall bei maximalen Schnelligkeitsleistungen in zyklischen Bewegungen.
Trainingsmethoden der Schnelligkeit
Allgemeine Richtlinien:
· Qualität geht vor Quantität , d.h. höchstmögliche Schnelligkeit wird über einen hochausgeprägten komplexen Steuerungs- und Regelungsprozeß erzielt, man trainiert und man lernt Schnelligkeit.
· Schnelligkeit im Sport ist nur „erlern“- und trainierbar durch spezielle Übungen, nicht durch allgemeine.
· Schnelligkeitsübungen mit submaximaler Geschwindigkeit ausgeführt fördern Bewegungsmuster im Gehirn mit ebenfalls submaximaler Geschwingigkeit, nicht mit maximaler.
· Im Schnelligkeitstraining wird vorwiegend die Wiederholungsmethode angewendet.
· Alle Übungen werden mit maximaler und/oder supramaximaler Bewegungsgeschwindigkeit durchgeführt.
· Die Konzentration des Sportlers sollte voll auf die Ausführungsgeschwindigkeit der Bewegung und nur „nebenbei“ auf die Technik selbst gelenkt sein.
· Die Übungen dürfen während der Ausführungsdasuer nicht zu Ermüdungserscheinungen führen, ihre Anzahl und Länge sind demnach vom Alter, Trainingzustand und Trainingsart abhängig.
· Die maximalen Bewegungsgeschwindigkeiten sollten ein- bis dreimal pro Woche mit variierenden Übungsausführungen angewendet werden, um zum einen keine nervalen Ermüdungserscheinungen hervorzurufen und zum anderen keine nervale Stabilisierung zu produzieren, die zu einer sog.Koordinations- bzw. Geschwindigkeitsbarriere führen könnte.
Komplextraining:
Erreicht man eine solche Barriere empfiehlt sich ein Komplextraining,eine Verbindung aus innervierenden Übungen und sportartspezifischen Zielübungen..Die innervierende Übung bereitet die Muskulatur auf die notwendigen schnellen Bewegungen der Zielübung vor. Dadurch entsteht bei der Zielübung ein Erinnerungseffekt bei der beanspruchten Muskulatur (Reminiszenseffekt), der hilft, die Zielübung qualitativ besser zu bewältigen.
Training der Aktionsschnelligkeit
Aktionsschnelligkeit und Reaktionsschnelligkeit stehen im Tennis ständig in engem Zusammenhang (z.B. Aktionen am Netz), denn zum einen sind die schnellen Aktionen der Verarbeitungsprozesse im Gehirn gefordert (Reizverarbeitung) und zum anderen die für die betreffende Schlagvariante notwendigen Muskelgruppen (= Muskelkontraktionen) gefordert.
In der Spielpraxis sind schnellstmögliche Aktionen teilweise auch von einer gut ausgebildeten Schnellkraft abhängig, so daß eine scharfe Trennung zwischen „reiner“ Aktionsschnelligkeit (also nur gegen geringe Widerstände) und Schnellkraft oft nicht möglich ist; die Grenzen sind fließend. Im Sinne einer optimalen Schnelligkeitsausbildung sollte jedoch mit sehr geringen Widerständen gearbeitet werden.
Bei der Verbesserung der Aktionsschnelligkeit werden entweder bereits ausgebildete (vorhandene) Zeitprogramme in bestimmte Bewegungen/Übungen integriert, oder bestimmte azyklische Bewegungen in der für die Ausbildung kurzer Zeitprogramme notwendigen Geschwindigkeit (maximal/supramaximal) geschult.
Werden als Trainingsübungen tennisspezifische Techniken herangezogen, hat man es mit einem kombinierten Schnelligkeits-Technik-Training zu tun.
Voraussetzung zur Verbesserung der Aktionsschnelligkeit ist folglich die Beherrschung der Bewegungstechnik (gut ausgebildete intermuskuläre Koordination). Sollte dies nicht der Fall sein, muß zunächst in mittleren und submaximalen Bewegungsgeschwindigkeiten die entsprechende Technik geschult bzw. ausgeprägt werden.
Trainingsmethode zur Verbesserung der Aktionsschnelligkeit
· Reizhöhe: maximal/supramaximal
· Reizdauer: Die Reizdauer sollte mit der des Wettkampfes übereinstimmen. Weil Schnelligkeitsreize von der Funktionstüchtigkeit des Nervensystems abhängig sind, sollte dem Schnelligkeitstraining in der Regel keine ermüdende Tätigkeit vorausgehen.
· Reizdichte: Für die Reizdichte gilt, dass die Pausendauer zwischen den einzelnen Übungseinheiten so gestaltet wird, dass sich das neuromuskuläre System erholen kann. Die Hauptform des Schnelligkeitstrainings ist die Wiederholungsmethode, die im Gegensatz zur Intervallmethode eine nahezu komplette Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit erlaubt.
· Reizumfang: um trotz maximaler Intensität einen relativ hohen Reizumfang zu realisieren, wird bevorzugt nach dem Serienprinzip sowie unter Abwechslung der beanspruchten Muskelgruppen trainiert.
Vorbereitete Lehrprobe (60 Minuten)
Thema: Kondition – Verbesserung der Aktionsschnelligkeit
GLIEDERUNG
I. Aufwärmen vor der Trainerstunde
II. Einschlagen - 10 Minuten
alle Schläge von der T-Linie zur Grundlinie
III. 1. Hauptteil – 20 Minuten
Verbesserung der Schlagschnelligkeit beim Aufschlag
IV. 2. Hauptteil – 20 Minuten
Verbesserung der Schlagschnelligkeit beim Vorhand-Winner
V. Ausklang – 10 Minuten
Punkte-Spielen mit Aufschlag und Return
VI. Cool Down
Vorüberlegungen
· Analyse der Trainingsgruppe:
Die Trainingsgruppe besteht aus 4 B-Trainer-Anwärtern.
· Analyse des Leistungsstandes:
Die Trainingsgruppe ist technisch und konditionell gut ausgebildet. Die Spielstärke ist ab Bezirksliga aufwärts einzustufen.
- Äußere Rahmenbedingungen des Trainings:
Tennishalle in Essen, Bodenbelag Velours, keine Störung von den Nebenplätzen.
I. Aufwärmen vor der Trainerstunde
Quelle: Alexander Ferrauti/Peter Maier/Karl Weber – Tennis-Training mit System, Seiten 165 – 167, Falkenverlag
- Schaffung optimaler energetischer Voraussetzungen und einer Flüssigkeitsreserve durch Zufuhr von Energieriegel oder reifer Banane in Verbindung mit Mineralwasser oder kohlenhydrathaltigem Elektrolytgetränk
· Langsames Einlaufen zur dosierten Aktivierung von Herz-Kreislaufsystem und Muskelstoffwechsel in Verbindung mit Durchblutungssteigerung und Flexibilitätserhöhung der gesamten Arbeitsmuskulatur
· Systematisches Stretching (gehaltene Dehnung) der Arbeitsmuskulatur von Armen und Beinen (siehe Bilder)
· Laufkoordinationsübungen zusammen mit submaximalen Kurzsprints und Sprungvarianten:
- Rückwärts-/Seitwärtslauf
– Hopserlauf
– Anfersen
– Kniehebelauf
– Seitwärtssprünge
– Side-Steps
– Antritte
– Pendelläufe
·Schwunggymnastik durch Simulation der Schlagbewegungen von Aufschlag und Grundlinienschlägen mit extrem weitem Bewegungsumfang
·Schulter- und Rumpfmuskulatur besonders intensiv aufwärmen!
II. Einschlagen – 10 Minuten
alle Schläge (verstärkt Aufschläge)
Ziel des Einschlagens:
Rhythmus, Timing und Ballgefühl zu finden.
Es wird sich nach dem methodischen Prinzip „vom Leichten zum Schweren“ eingespielt, z.B.:
vom Leichten zum Schweren
von der T-Linie zur Grundlinie
von geraden Bällen zu Bällen mit Drall
vom langsamen Tempo zum Matchtempo
von wenig Körpereinsatz zu mehr Körpereinsatz
bei den Schlägen bei den Schlägen
III. 1. Hauptteil – 20 Minuten
Zeitbedarf in Minuten/Gliederung in Lernziele | Unterrichtsinhalt in Stichworten | Wichtigste Punkte |
Ca. 2 Minuten/ Begrüßung und Vorstellen des Themas ca. 15 Minuten/ Verbesserung der Aktionsschnelligkeit beim Aufschlag (Armzug) | Beschreibung der Übung: Es sollen Kanonen-Aufschläge mit maximalem Tempo gespielt werden. Als grobes Maß für die Geschwindigkeitsvorgabe kann die Höhe des zweiten Aufsprungs an der gegenüberliegenden Wand gelten. Belastung:
- Hohe Intensität, maximales bis supramaximales Tempo - 4 Serien à 6 Bälle - 2 Serien von links, 2 Serien von rechts aufschlagen - Serienpause 3 Minuten - Übungspause 5 Minuten | Schwerpunkt: - Es ist auf maximale Zuschlaggeschwindig-keit des Armes zu achten. - Treffen des Aufschlagfeldes ist sekundär. - Bei einem Abfall der Bewegungsgeschwin-digkeit sollte die Zahl der Wiederholungen reduziert oder die Serienpause verlängert werden. - Position des Lehrers: hinter dem Aufschläger an der Grundlinie. |
IV. 2. Hauptteil – 20 Minuten
Zeitbedarf in Minuten/Gliederung in Lernziele | Unterrichtsinhalt in Stichworten | Wichtigste Punkte |
Ca. 15 Minuten Verbesserung der Aktionsschnelligkeit (Beinarbeit ) beim Vorhand-Winner gegen cross | Beschreibung der Übung:
Winner-Vorhand aus der Rückhandecke gegen cross in das gegnerische Rückhandfeld. Ausgehend von der Mitte der Grundlinie versucht der Spieler, den Ball mit schnellem Tempo aus der eigenen Rückhandecke in die Rückhandecke des Gegners zu schlagen. Nach jedem Schlag bewegt sich der Spieler zur Ausgangsposition zurück. Belastung: - Hohe Intensität - maximales Tempo - 5 Serien à 6 Bälle - Serienpause 3 Minuten - Übungspause 5 Minuten | Es ist auf maximale Zuschlaggeschwindigkeit zu achten. Schnelles Abstoßen des Stemmbeines. Die Schlagschnelligkeit steht im Vordergrund, jedoch dürfen die Bälle nicht nur im Aus landen. Die Spieler sollten versuchen, die Bälle im Kulminationspunkt zu treffen. |
V. Ausklang – 10 Minuten
Zeitbedarf in Minuten | Unterrichtsinhalt in Stichworten | Wichtigste Punkte |
Ca. 10 Minuten | Es werden Punkte mit Aufschlag und Return ausgespielt. Aufschlagwechsel nach 5 Minuten. Wer nach 10 Minuten die meisten Punkte hat, hat gewonnen. Aufschläger spielen 1 Punkt, Retournierer spielen 2 Punkte hintereinander. | Aufgrund der hohen Ermüdung durch das Schnelligkeitstraining kann die Erfolgskontrolle erst in den nächsten Trainings-einheiten erfolgen. Der Spassfaktor sollte bei diesem Ausklang im Vordergrund stehen. |
VI. Cool Down
Regeneration und Cool-Down-Phase
Jede körperliche Beanspruchung will „nachgearbeitet“ werden. Dazu gehören „Cool-down“-Übungen genauso wie das Duschen hinterher. Entspannung, Trinken, Essen, Schlaf und die eventuelle Versorgung von Blessuren.
Nach jeder sportlichen Betätigung ist es notwendig, daß „Körper und Geist“ langsam wieder in den Normalzustand zurückfinden (vgl. Syer/Conolly 1987).
Fünf Regeln für das „Cool-down“ mit gymnastischen Übungen:
· wenn andere Formen des ganzkörperlichen Abwärmens wie Auslaufen oder Ausschlagen etc. nicht möglich sind, mit leichter „Herz-Kreislauf-Gymnastik“ wie Seilspringen, Laufen auf der Stelle, beginnen. Ziel: Unterstützung der metabolischen Wiederherstellungsprozesse (Laktat-Abbau).
· Danach Dehnungsgymnastik für die gesamte Beinmuskulatur und angrenzende Funktionskreise (zweckmäßigerweise immer nach dem gleichen Muster verfahren).
· Auf die Übung und ihre Ausführung konzentrieren; „auf seinen Körper hören“, um herauszufinden, ob er noch irgendwelche Bedürfnisse hat.
· Das Schema wiederholen oder in der Wiederholung Akzente setzen, z.B. die verkürzte Muskulatur intensiver dehnen.
· Übungsroutine und individuelle „Cool-down“-Methode entwickeln.